5G-Campusnetze

Technologische Eigenständigkeit für Industrie, Infrastruktur und Verwaltung

Die digitale Transformation industrieller Prozesse, öffentlicher Infrastrukturen und kommunaler Einrichtungen bringt neue Anforderungen an die Kommunikationsnetze mit sich. Dabei reicht es nicht mehr aus, auf bestehende WLAN- oder Mobilfunklösungen zu setzen. Anwendungen in Produktion, Logistik, Energieversorgung oder Forschung benötigen Netze, die nicht nur schnell und zuverlässig sind, sondern auch skalierbar, sicher und vollständig unter eigener Kontrolle betrieben werden können.

Ein 5G-Campusnetz erfüllt genau diese Kriterien. Es ist ein lokal betriebenes Mobilfunknetz auf 5G-Basis, das innerhalb eines klar definierten Areals exklusiv genutzt wird. Es bietet nicht nur hohe Bandbreiten und niedrige Latenzen, sondern auch eine individuelle Steuerbarkeit der Netzqualität, Datenverarbeitung und Sicherheitsarchitektur.

Damit wird das 5G-Campusnetz zu einem strategischen Infrastrukturbaustein für Unternehmen und Organisationen, die digitale Eigenständigkeit anstreben, unabhängig von öffentlichen Netzen oder standardisierten Betriebsmodellen.

Was ist ein 5G-Campusnetz? 

Ein 5G-Campusnetz ist ein privates, nicht-öffentliches Mobilfunknetz, das lokal betrieben wird und ausschließlich einem einzelnen Betreiber zur Verfügung steht. Es funktioniert unabhängig vom öffentlichen Netz eines Mobilfunkanbieters und nutzt eigene Frequenzen, die speziell für lokale Anwendungen reserviert sind.

In Deutschland stellt die Bundesnetzagentur dafür einen Teil des 3,7–3,8 GHz-Bandes bereit. Diese Frequenzen können gezielt für einzelne Standorte beantragt und exklusiv genutzt werden, etwa für Produktionsstätten, Forschungsareale, Hochschulcampus, Verkehrsflächen oder Energieanlagen. Im Gegensatz zu WLAN- oder offenen Mobilfunklösungen ist ein 5G-Campusnetz auf hohe Gerätedichte, garantierte Netzqualität und konfigurierbare Priorisierung ausgelegt. Es eignet sich daher besonders für Szenarien mit hohen Anforderungen an Stabilität, Sicherheit und Steuerbarkeit.

Wie funktioniert ein 5G-Campusnetz technisch? 

 

Ein Campusnetz wird in technischer Hinsicht ähnlich aufgebaut wie ein öffentliches 5G-Netz, jedoch in lokalem Maßstab, mit anderen Betriebszielen und vollständiger Kontrolle durch den Betreiber. Im Zentrum stehen mehrere 5G-Funkzellen (gNodeBs), die das Areal flächendeckend versorgen. Diese Zellen sind an einen eigenen Core angebunden, der das Routing des Datenverkehrs, die Netzverwaltung und Sicherheitsfunktionen übernimmt. Dieser Core kann entweder lokal auf dedizierter Hardware betrieben oder als virtualisierte Lösung in einer privaten Cloud-Umgebung umgesetzt werden. Daten werden bevorzugt über Edge-Systeme vor Ort verarbeitet.

Das ermöglicht die Echtzeitverarbeitung kritischer Anwendungen, unabhängig von überregionalen Netzen oder Latenzzeiten durch Cloud-Infrastrukturen. Die Architektur kann segmentiert und priorisiert werden, sodass unterschiedliche Anwendungen – etwa Maschinensteuerung, Sensorik oder interne Kommunikation – getrennt voneinander und mit verschiedenen Dienstqualitäten laufen.

Wichtig ist die vollständige Integration in vorhandene IT- und OT-Strukturen. Nur so wird das Campusnetz zur Basis einer übergreifenden, digital gesteuerten Infrastruktur.

Welche Vorteile bietet ein 5G-Campusnetz gegenüber öffentlichen Netzen? 

Ein 5G-Campusnetz bietet nicht nur höhere Leistung, sondern auch eine neue Form von technischer Souveränität. Die Netzhoheit liegt vollständig beim Betreiber, inklusive Konfiguration, Zugangskontrolle, Ausfallkonzepten und Datensicherheit.

Das ermöglicht unter anderem:

  • Steuerung der Netzarchitektur nach individuellen Anforderungen
  • Lokale Datenverarbeitung ohne externe Cloud-Anbindung
  • Priorisierung kritischer Datenströme
  • Eigenes Sicherheitskonzept ohne Abhängigkeit von Drittanbietern
  • Flexibles Management bei wachsenden Anforderungen

Zudem entfällt das Risiko von Lastspitzen durch fremde Netzteilnehmer. Ein Campusnetz wird nicht mit öffentlichem Datenverkehr belastet, was etwa für zeitkritische Projekte oder Sicherheitsanforderungen ein entscheidender Vorteil ist.

In welchen Bereichen kommen 5G-Campusnetze zum Einsatz? 

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig und betreffen zunehmend unterschiedliche Sektoren: von Industrie über Energie bis hin zur kommunalen Infrastruktur.

In der industriellen Fertigung werden Campusnetze zur drahtlosen Anbindung von Maschinen, mobilen Robotern und Qualitätskontrollsystemen genutzt. Prozesse laufen synchronisiert und in Echtzeit, etwa bei fahrerlosen Transportsystemen, Condition Monitoring oder vorausschauender Instandhaltung.

Logistikzentren setzen auf Campusnetze zur Steuerung von Lagerautomatisierung, zur Vernetzung von Fahrzeugen und zur präzisen Ortung von Waren. In der Energiewirtschaft dient das Netz zur Überwachung und Regelung dezentraler Anlagen, etwa in Smart-Grid-Architekturen oder bei der Anbindung von Umspannwerken und Trafostationen.

Hochschulen und Forschungseinrichtungen nutzen Campusnetze für sichere Netztrennung, hohe Bandbreiten und flexible Geräteanbindung, insbesondere dort, wo reguläre WLAN-Infrastruktur an Kapazitätsgrenzen stößt. Auch Städte und Kommunen erkennen zunehmend den Mehrwert: Ein eigenes 5G-Netz kann etwa für Verkehrsleitsysteme, digitale Verwaltungseinheiten oder Bildungsstandorte aufgebaut werden.

Wie lässt sich ein 5G-Campusnetz sicher betreiben?

Sicherheit ist nicht nur ein Zusatz, sondern integraler Bestandteil eines 5G-Campusnetzes. Der Betreiber kann den gesamten Netzverkehr intern steuern und absichern, von der Authentifizierung bis zur Protokollierung.

Typische Sicherheitsmaßnahmen umfassen eine segmentierte Netzarchitektur, die etwa OT- und IT-Systeme trennt. Authentifizierungsmechanismen wie SIM-basierte Zugangskontrolle verhindern unbefugte Nutzung. Darüber hinaus lassen sich Sicherheitsrichtlinien durch zentrale Netzwerkmanagementsysteme umsetzen und überwachen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt in seinem Leitfaden zur Absicherung von Campusnetzen konkrete Anforderungen und Empfehlungen vor, darunter Redundanzkonzepte, Monitoring-Systeme und die Integration in bestehende Sicherheitsprozesse. Die Umsetzung dieser Empfehlungen ist nicht nur für Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) relevant, sondern schafft auch in der industriellen Anwendung ein belastbares Sicherheitsniveau.

Wie beantragt man Frequenzen für ein 5G-Campusnetz?

Die Bundesnetzagentur bietet seit 2019 die Möglichkeit, lokale 5G-Frequenzen im 3,7–3,8 GHz-Bereich zu beantragen. Der Antrag ist online verfügbar und erfordert die Angabe von Standort, technischer Ausgestaltung und Nutzungszweck.

Im Antrag wird das zu versorgende Gebiet definiert, der Frequenzbedarf beschrieben und das Nutzungskonzept erläutert. Die Zuteilung erfolgt in der Regel für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Unternehmen und Einrichtungen erhalten damit ein exklusives Nutzungsrecht innerhalb ihrer Fläche, unabhängig von bestehenden Mobilfunkanbietern.

Die Genehmigung erfolgt in einem standardisierten Verfahren und ist für technisch vorbereitete Organisationen gut kalkulierbar. Mit der Frequenzzuteilung entsteht die Grundlage für einen eigenständigen Netzbetrieb, ohne Interferenzrisiken oder Zugriff von außen.

Was kostet ein 5G-Campusnetz und wer setzt es um?

Die Kosten für ein Campusnetz ergeben sich aus einer Vielzahl von Faktoren, die sich nicht pauschalisieren lassen. Dazu zählen unter anderem die Größe des zu versorgenden Areals, die Anzahl und Dichte der Funkzellen, die gewünschte Netzarchitektur, die benötigte Verfügbarkeit sowie die Frage, ob der Betrieb intern oder extern erfolgen soll.

Bei der Planung eines 5G-Campusnetzes stellt sich zunächst die Frage nach dessen Aufbau. Unternehmen können das Netz komplett eigenständig planen und umsetzen, einen Generalunternehmer beauftragen oder einen Netzbetreiber auswählen, der das Campusnetz realisiert. Dabei besteht die Möglichkeit, gezielt externe Expertisen einzubinden, etwa Axians als Generalunternehmer oder technischen Spezialisten. Dies spart Kosten, weil keine eigene Fachabteilung aufgebaut und keine interne Expertise benötigt wird. 

Technische Entscheidungen, etwa die Wahl zwischen lokalem oder cloud-basiertem Core, der Einsatz von Edge-Systemen oder die Integration in bestehende Steuerungssysteme, wirken sich zusätzlich auf die Kostenstruktur aus. 

Entscheidend ist jedoch vor allem eine sorgfältige Bedarfsplanung: Wer Anwendungen, Flächen und Integrationsanforderungen realistisch einschätzt, kann ein 5G-Campusnetz wirtschaftlich sinnvoll in modularen Stufen und mit klaren Prioritäten aufbauen.

Zwei Männer in Axians Kleidung, mit Warnwesten und Hemd, setzen ein 5G-Campusnetz in einem Tunnel um.

In der Praxis entstehen häufig hybride Modelle: Das Netz wird technisch durch einen Dienstleister betrieben, während Governance, Sicherheitskonzepte und Integrationsschnittstellen intern verantwortet werden. Entscheidend ist eine klare Abgrenzung der Zuständigkeiten und ein Betriebskonzept, welche Skalierbarkeit und Weiterentwicklung mitdenkt.

Weitere Informationen zu den Entscheidungsfaktoren für den Aufbau eines 5G-Campusnetzes finden Sie im Artikel: „Netzbetreiber oder Generalunternehmer? 5G-Campusnetze: Wer ist in welchem Fall die bessere Wahl?“

Wie lässt sich ein Campusnetz in bestehende Systeme integrieren?

Die Integration eines 5G-Campusnetzes in bestehende IT- und OT-Systeme entscheidet über seinen praktischen Mehrwert. Nur wenn Produktionssteuerung, Logistiksysteme, Gebäudetechnik oder Verwaltungssoftware über stabile und sichere Schnittstellen angebunden sind, kann das Netz seine Wirkung vollständig entfalten.

Dazu gehört die technische Kopplung an Systeme wie SCADA, MES oder ERP ebenso wie die Einbindung in zentrale Netzwerkverwaltung und Sicherheitsarchitekturen. Offene Schnittstellen, klare Adresskonzepte und konsistente Identitätsverwaltung sind grundlegende Voraussetzungen.

Ein Campusnetz ist dann erfolgreich integriert, wenn es als natürlicher Bestandteil der vorhandenen Infrastruktur wahrgenommen wird, nicht als paralleles Netz, sondern als erweiterbarer, digitaler Backbone.

Relevanz in der Praxis

5G-Campusnetze sind mehr als ein technologischer Trend. Sie markieren den Übergang von allgemeiner Netznutzung zur spezifischen Netzinfrastruktur. Individuell steuerbar, betrieblich relevant und langfristig planbar.

Ob in der Industrieproduktion, der städtischen Infrastruktur, der Forschung oder im Energiemanagement: Die Fähigkeit, eigene Netze zu betreiben, wird zum strategischen Vorteil, technologisch, wirtschaftlich und regulatorisch.

Organisationen, die frühzeitig planen und gezielt investieren, sichern sich nicht nur eine stabile Infrastruktur. Sie schaffen die Grundlage für digitale Eigenständigkeit.

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